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Letzte Änderung
November 10. 2023 11:07:12
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Presse 2010


Um 23 Uhr brannte die Emder Synagoge

Vier Schülerinnen der BBS II hatten archivierte Pressetexte aus der Zeit ausgewertet, Passagen daraus vorgetragen und bewertet.Die Emder Max-Windmüller-Gesellschaft gedachte der Reichspogromnacht vor 72 Jahre. Vier Gymnasiastinnen, Oberbürgermeister Alwin Brinkmann und Dr. Rolf Uphoff von der Max-Windmüller-Gesellschaft hielten die Reden.

Von Fritz Harders

EMDEN - Am 9. November

1938 zogen in der so genannten Reichskristallnacht auch in Emden SA- und SS-Männer durch die Straßen und trieben Juden – Männer, Frauen und Kinder – in der Neutorschule zusammen. Um 23 Uhr brannte die Synagoge an der Bollwerkstraße. Während die Frauen und Kinder am nächsten Tag wieder freigelassen wurden, kamen die Männer ins KZ Sachsenhausen, in dem sie bis 1939 interniert waren und nur mit dem Versprechen wieder freigelassen wurden, auszuwandern. So schilderte es gestern Abend der Vorsitzende der Max-Windmüller-Gesellschaft, Dr. Rolf Uphoff, bei der Gedenkveranstaltung zur 72. Wiederkehr des Tages der Reichspogromnacht. Zum letzten Mal sprach Alwin Brinkmann als Oberbürgermeister bei der Gedenkveranstaltung in der Bollwerkstraße, zu der etwa 100 Leute gekommen waren. „Nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung“ habe er diesen Termin in den ganzen Jahren wahrgenommen. Er lobte das Wirken der Max-Windmüller-Gesellschaft(vormals Arbeitskreis Emder Juden), die dazu beigetragen habe, dass ehemalige Emder Juden „uns wieder die Hand reichen“. Die vier Schülerinnen Silke Heß, Nica Hustedt, Nele Sanders und Christina Schröder, die das Fachgymnasium Gesundheit und Soziales in der 12. Klasse besuchen, hatten aus Anlass der Gedenkveranstaltung archivierte Pressetexte zum Thema „Flucht und Vertreibung“ aus der Ostfriesischen Tageszeitung von damals ausgewertet, Passagen daraus vorgetragen und sie bewertet. Sie machten das Martyrium deutlich, das die Emder Juden erleiden mussten. Wie die Schülerinnen sagten, sei es für sie als junge Leute „heute kaum vorstellbar, dass von staatlicher Seite, wozu damals als verlängerter Arm auch die Presse gehörte, eine ganze Bevölkerungsgruppe ausgegrenzt, verfolgt und letztlich ermordet wurde. Im Anschluss an das Gedenken waren alle eingeladen, sich die Video-Dokumentation von Zwi Meyer, einem Emder Juden, im Forum der Volkshochschule anzusehen.



KOMMENTAR von Fritz Harders

Verzeihen ja, vergessen nie! Dass Juden und Deutsche heute gut miteinander umgehen können, ist Menschen und Institutionen in Deutschland zu verdanken, die das Geschehene – man möchte beinahe sagen mit deutscher Gründlichkeit – aufgearbeitet und den Überlebenden die Hand gereicht haben. In diese Reihen darf sich die Emder Max-Windmüller-Gesellschaft stellen, die auch mit der gestrigen Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Reichspogromnacht gegen das Vergessen wirkt.

Ostfriesenzeitung vom 10.11.2010                          OZ 10.11.2011.pdf

 

 

Eine Geschichte von zwei Emdern

VON ULRIKE BERTUS

 Eike Besudens Film "Deckname Cor" hatte am Donnerstag Premiere. Zehn Jahre hat er an der Dokumentation über den Widerstandskämpfer Max Windmüller aus Ostfriesland gearbeitet.

Emden - Eigentlich ist es nicht nur die Geschichte des Emder Max Windmüller, die der Film "Deckname Cor" erzählt. Es ist auch die Geschichte eines weiteren Emders, der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, einen Film über den ostfriesischen Widerstandskämpfer zu drehen. Eike Besuden sitzt auf einer Dachterrasse, er lehnt sich zurück und hält das Gesicht in die Sonne. Zwölf Stunden nach der Weltpremiere seines Films "Deckname Cor" ist Eike Besuden entspannt. Dass der Film erst einen Tag vor der Premiere fertig wurde, scheint vergessen. "Den Leuten hat der Film gefallen", sagt Eike Besuden. Die technischen Probleme - ein verspäteter Beginn und die Asynchronität von Ton und Bild - haben ihn zwar geärgert, insgesamt sei er jedoch mit der Weltpremiere zufrieden. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis "Deckname Cor - die dramatische Geschichte des Max Windmüller" gezeigt werden konnte. Zehn Jahre, in denen Eike Besuden nicht immer daran glaubte, dass die Geschichte um den jüdischen Widerstandskämpfer je fertig werden würde. "Ich habe zu Beginn keinen Geldgeber gefunden." Dann traf er Claas Brons, Vorstandsmitglied der Doornkaat-Stiftung. Das Konzept der Dokumentation überzeugte. Einige der Gespräche mit Freunden und Verwandten Max Windmüllers hatte er schon vor zehn Jahren geführt, nun machte Eike Besuden weiter. Er reiste nach Israel, sprach wieder mit Freunden, suchte Schauspieler und Bild- und Filmmaterial in Archiven. Ein kleines Großprojekt. "Es war großes Glück, dass alle Freunde und Weggefährten von Max Windmüller noch lebten". Um die 88 Jahre sind die Zeitzeugen nun, den Film werden sie selber erst im Herbst sehen: "Ich möchte ihnen keine DVD schicken. Das wäre mir zu unpersönlich." Eike Besuden wird selber nach Israel fahren, dorthin, wo die Freunde Max Windmüllers heute noch wohnen. Der Film ist noch einmal am Sonntag ab 11.15 Uhr im Cinestar zu sehen. Eike Besuden wurde 1948 in Wildeshausen bei Bremen geboren. Mit1 1/2 Jahren kam er gemeinsam mit seinen Eltern nach Ostfriesland. Er machte sein Abitur in Emden und studierte anschließend Soziolgie und Germanistik. Seit 1976 arbeitet er als Journalist,Autor und Filmemacher.

 

Ostfriesenzeitung vom 5.10.2010                Ostfriesen Zeitung 05.06.10.pdf