Gesine Janssen , Deutschland lag hinter uns - Dr. Kretschmer Buchbeschreibung - Presse 2018
Eine Reise nach Lodz Projekt mit BBS II Emden, www.emden-lodz.de
Stolpersteine auf der Homepage der Stadt Emden, www.emden.de
Gesine Janssen , Deutschland lag hinter uns - Dr. Kretschmer Buchbeschreibung - Presse 2018
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Redebeitrag Dr. Rolf Uphoff während der Gedenkveranstaltung:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bornemann, sehr geehrte Damen und Herren!
Am 23.10.1941, vor 75 Jahren, erfolgte die Deportation der letzten jüdischen Bürger Emdens mit ihren Glaubensgenossen aus Aurich und Norden in das Getto von Litzmannstadt, Lodz.
Im Foyer der VHS beschreibt eine Ausstellung das Schicksal der Opfer, von denen keiner den Holocaust überlebte. Dieses Ereignis war der Endpunkt einer Entwicklung, in der der 9/10. November 1938 eine Zäsur war. Die Reichspogromnacht, der wir heute gedenken, bildete eine Weggabelung, die zum Holocaust führte.
Der Rückblick auf die Ereignisse nach dem 30. Januar 1933 lässt auf eine Zwangsläufigkeit der Ereignisse schließen. Ein solcher Rückschluss entspricht aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Die Nationalsozialisten begannen zwar nach dem Erhalt der Regierungsmacht mit der konsequenten Umsetzung ihrer antijüdischen Agenda, wie sie Hitler in seinem Bekenntnisbuch definiert hatte, aber ihre Absicht war die Vertreibung der jüdischen Minderheit nach vorheriger Ausplünderung. Der Weg in den Holocaust öffnete sich nach der Anzettelung des Zweiten Weltkriegs.
Der Pogromnacht voraus ging die Ausweisung polnisch stämmiger und staatenloser Juden. Sie löste die Verzweiflungstat des Herschel Grynspan aus, die den Nazis als Auslöser ihrer „Aktion“ diente.
Jetzt sind seit der Pogromnacht des 9./10. November 1938 78 Jahre verstrichen. Es gibt Stimmen, die einen Schlussstrich fordern. Die Deutschen hätten genug gebüßt.
Unterstellen diese Stimmen nicht eine Kollektivschuld der deutschen Nation? Diese aber gibt es nicht. Es gibt Täter, derer es viele waren. Es gab Verantwortliche und es gab Agitatoren, die anstachelten. Anlässlich der Aufführung des Filmes „Linie 41“ am 24.10. hier in Emden war Natan Großman, Überlebender des Gettos LItzmannstadt und von Auschwitz, Teilnehmer an der Podiumsdiskussion. Er bezeichnete die NS-Täter und ihre Helfer als Bestien. Aber für ihn bleibt Deutschland ein Land der Kultur, der Musik und der großen Werte.
Wenn es aber so ist, dass die damaligen Täter nicht mehr sind, dann könnte man sich an die Pogromnacht erinnern und es als historisches Kapitel bezeichnen. Doch: Wenn heute wieder Minderheiten als Sündenböcke dienen, wenn wieder von jüdischer Weltverschwörung geredet wird, dann wird klar, warum wir keinen Schlussstrich ziehen dürfen und warum diese Gedenkveranstaltung ein Zeichen sein muss gegen Hass und Intoleranz.
Ich freue mich, dass auch dieses Jahr mit Schülerinnen und Schülern der IGS Emden Jugendliche einen Beitrag zu dieser Veranstaltung leisten und damit ein Zeichen setzen.
Wir gedenken heute der Ereignisse der Pogromnacht. Der brennenden Synagoge.
Wir gedenken des ermordeten Daniel de Beer
Wir gedenken Sally Löwenstein, der mit den Männern der jüdischen Gemeinde am 10.11.1938 zum KZ Sachsenhausen gebracht wurde und dort nach stundenlangem Stehen vor dem Tor zusammenbrach und verstarb.
Wir gedenken Hermann Sax, der die Entbehrungen und Misshandlungen in Sachsenhausen nicht überlebte.
Wir gedenken der übrigen Männer der jüdischen Gemeinde, die wie Walter Philipson, die Haft im KZ Sachsenhausen ertragen mussten und Grausamkeiten ausgesetzt waren, deren Schwere sie nicht beschreiben konnten, teils wegen ihrer Traumatisierung, teils weil Worte das Grauen und den Schmerz nicht fassen konnten.
Wir gedenken der Familien, der Alten, der Frauen und Kinder, die am 10.11.1938 vor ihren geplünderten Geschäften und Wohnungen standen, nachdem sie, aus ihren Wohnungen zur Turnhalle der Neutorschule getrieben, eine Nacht der Misshandlungen, Entwürdigungen und Drangsalierungen erduldet hatten. Sie galten nicht mehr als deutsche Staatsbürger. Viele schafften es nicht mehr, auszuwandern. Es begann ein Martyrium, das oft in den Vernichtungslagern endete.
Ich übergebe das Mikrofon nun den Schülerinnen und Schülern der IGS für ihren Beitrag. Danach beschließt Herr Oberbürgermeister Bornemann diese Kundgebung.
Anschließend sind Sie herzlich zur Vorführung der biografischen Filmdokumentation über das Schicksal von Shulamit Jaari, Sophie Nußbaum, im Forum der VHS Emden eingeladen.
Gedenken an die "Exodus-Passagiere"