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Letzte Änderung
November 10. 2023 11:07:12
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Gedenken 2017

Gedenkveranstaltung

"Pogromnacht 9./10. November 1938"




"Unsere Drei" schrieben die Eltern im Mai 1939 hinter dieses Foto:
Gustl, Esther und Phillip Hartogsohn


Video-Dokumentation
Datum: 9.11.2017
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Forum der Volkshochschule:
„Wir lebten in Emden“
Video-Dokumentation mit Towa Wolff,
in Emden geboren als Auguste Hartogsohn.
Erarbeitet von Gesine Janssen und Siegfried Sommer
in Zusammenarbeit mit der FachhochschuleEmden

"Wir lebten in Emden - Jüdisches Leben in Familie und Gemeinde zur Zeit des Nationalsozialismus". In 14 Filmdokumenten berichten in Emden geborene Juden von ihrer Kindheit im NS-Staat. Verantwortlich für Konzeption und Umsetzung sind die Mitglieder der Max-Windmüller-Gesellschaft Gesine Janssen und Siegfried Sommer. Das Projekt wurde durchgeführt in Zusammenarbeit mit Hochschule Emden-Leer.

Am 9.11.2017 wurde ein Interview mit Towa Wolff, geboren in Emden als Auguste Hartogsohn, im Forum der VHS Emden vor ungefähr 60 Zuschauern präsentiert. Als 16jähriges Mädchen konnte Gustel Hartogsohn mit dem letzten legalen Auswanderungsschiff im März 1940 nach Palästina gelangen. In einem eindringlichen Interview wurde das Leben im Emden der dreißiger Jahre vor Augen geführt, außerdem die Drangsalierungen durch die Nazis, die Emigration und das neue Leben in Israel.

Die Filmdokumente werden Schulen zum Kauf angeboten, können aber demnächst auch im Stadtarchiv ausgeliehen werden. Sollte Interesse an einem der Filme bestehen, kann der Wunsch in einer Bestellliste beim Stadtarchiv eingetragen werden.


Emder Zeitung 07.11.2017    Plakat        Ostfriesenzeitung 08.11.2017
Emder Zeitung 10.11.2017                      Ostfriesenzeitung 10.11.2017


Redebeitrag Dr. Rolf Uphoff, Vorsitzender der Max-Winmüller-Gesellschaft Emden:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bornemann, sehr geehrte Damen und Herren!

Betrachtet man die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Lage Deutschlands, könnte man zum pessimistischen Bilanz kommen, dass die Bemühungen zur Aufarbeitung des natio-nalsozialistischen Terrors und des Totalitarismus zwischen 1933 und 1945 im Verhältnis zum Aufwand keine großen Erträge zeitigten. So als ob nichts geschehen wäre, wird der Begriff „völkisch“ wieder aus der Mottenkiste geholt oder der Begriff „Gutmensch“ etc. In der Wahl-nacht am 24.9. verkündet ein mittlerweile bekannter Politiker „man wolle unser Land zurück holen“. Und „der Schlussstrich sollte auch wieder gezogen werden“.
Ganz unverhohlen wird ein autoritärer Staat gefordert und die Demokratie infrage gestellt. Es droht eine Atmosphäre, wie sie zwischen 1931 und 1933 herrschte: Eine Atmosphäre der In-toleranz, des Hasses und der Kompromissunfähigkeit.
Vor diesem Hintergrund kommt der heutigen Gedenkveranstaltung eine wichtige Funktion zu. Sie zeigt, wohin Intoleranz und Hass führen.
Die Reichspogromnacht 1938 ließ die Absichten der NS-Machthaber gegenüber der jüdischen Minderheit offen zutage treten. Sie war nach der NS-Doktrin, der viele Deutsche folgten, ver-antwortlich für alle sozialen und politischen Krisen seit 1871 und verkörperte das ultimative Böse. Die Reichspogromnacht war eine Stufe hin zum Holocaust.
Der Rückblick auf die Ereignisse nach dem 30. Januar 1933 lässt auf eine Zwangsläufigkeit der Entwicklung zum Holocaust schließen. Ein solcher Rückschluss entspricht aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Die Nationalsozialisten begannen zwar nach dem Erhalt der Re-gierungsmacht mit der konsequenten Umsetzung ihrer antijüdischen Agenda, wie sie Hitler in seinem Bekenntnisbuch definiert hatte, aber ihre Absicht war die Vertreibung der jüdischen Minderheit nach vorheriger Ausplünderung. Der eigentliche Weg in den Holocaust öffnete sich nach der Anzettelung des Zweiten Weltkriegs.
Der Pogromnacht voraus ging die Ausweisung polnisch stämmiger und staatenloser Juden. Sie löste die Verzweiflungstat des Herschel Grynspan aus, die den Nazis als Auslöser ihrer „Aktion“ diente.
Unterstellen die Rufe nach dem Schlussstrich oder der Erlösung der Deutschen von einer Rol-le als Büßer der Geschichte nicht eine Kollektivschuld der deutschen Nation? Nein, diese gibt es nicht. Es gab Täter, derer es viele waren. Es gab Verantwortliche und es gab Agitatoren, die anstachelten. Anlässlich der Aufführung des Filmes „Linie 41“ am 24.10. des letzten Jahres hier in Emden war Natan Großman, Überlebender des Gettos Litzmannstadt und von Auschwitz, Teilnehmer an der Podiumsdiskussion. Er bezeichnete die NS-Täter und ihre Hel-fer als Bestien. Aber für ihn bleibt Deutschland ein Land der Kultur, der Musik und der großen Werte.
Wenn es aber so ist, dass die damaligen Täter nicht mehr sind, dann könnte man sich an die Pogromnacht erinnern und es als historisches Kapitel bezeichnen. Doch: Wenn heute wieder Minderheiten als Sündenböcke dienen, wenn wieder von jüdischer Weltverschwörung geredet wird, dann wird klar, warum wir keinen Schlussstrich ziehen dürfen und warum diese Ge-denkveranstaltung ein Zeichen sein muss gegen Hass und Intoleranz.
Ich freue mich, dass auch dieses Jahr mit Schülerinnen und Schülern des Max-Windmüller-Gymnasiums Jugendliche einen Beitrag zu dieser Veranstaltung leisten und damit ein Zeichen setzen. Ihr Beitrag beschäftigt sich mit den Folgen der Intoleranz.

Wir gedenken heute der Ereignisse der Pogromnacht. Der brennenden Synagoge.
Wir gedenken des ermordeten Daniel de Beer
Wir gedenken Sally Löwenstein, der mit den Männern der jüdischen Gemeinde am 10.11.1938 zum KZ Sachsenhausen gebracht wurde  und dort nach stundenlangem Stehen vor dem Tor zusammenbrach und verstarb.
Wir gedenken Hermann Sax, der die Entbehrungen und Misshandlungen in Sachsenhausen nicht überlebte.
Wir gedenken der übrigen Männer der jüdischen Gemeinde, die wie Walter Philipson, die Haft im KZ Sachsenhausen ertragen mussten und Grausamkeiten ausgesetzt waren, deren Schwere sie nicht beschreiben konnten, teils wegen ihrer Traumatisierung, teils weil Worte das Grauen und den Schmerz nicht fassen konnten.
Wir gedenken der Familien, der Alten, der Frauen und Kinder, die am 10.11.1938 vor ihren geplünderten Geschäften und Wohnungen standen, nachdem sie, aus ihren Wohnungen zur Turnhalle der Neutorschule getrieben, eine Nacht der Misshandlungen, Entwürdigungen und Drangsalierungen erduldet hatten. Sie galten nicht mehr als deutsche Staatsbürger. Viele schafften es nicht mehr, auszuwandern. Es begann ein Martyrium, das oft in den Vernich-tungslagern endete.

Ich übergebe das Mikrofon nun den Schülerinnen und Schülern des MAX für ihren Beitrag. Danach beschließt Herr Oberbürgermeister Bornemann diese Kundgebung.
Anschließend sind Sie herzlich zur Vorführung der biografischen Filmdokumentation über das Schicksal von Gustel Hartogsohn, Towa Wolff, im Forum der VHS Emden eingeladen.


Redebeitrag Oberbürgermeister Bernd Bornemann:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schüler vom Max-Windmüller-Gymnasium!

Ich danke Ihnen, dass Sie zu unserer heutigen Gedenkstunde gekommen sind. Wir erinnern heute an eine der dunkelsten Stunden deutscher Geschichte. Das Unrecht, das damals, vor 79 Jahren, in Emden, in ganz Deutschland jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern angetan wurde, dieses Unrecht erfüllt uns bis heute mit Trauer, mit Entsetzen, mit Scham.
Jene Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war für die jüdischen Deutschen ein einziger Albtraum. Überall in Deutschland wurden Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Nachbarn demoliert oder geplündert. Überall in Deutschland wurden Jüdinnen und Juden bedroht und misshandelt, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.
In unserer Stadt ging die Synagoge in der Bollwerkstraße in Flammen auf; zahlreiche Emder wurden in jener Schreckensnacht inhaftiert.
Das Novemberpogrom, die sog. Reichskristallnacht, wie es wegen der vielen zersplitterten Glasscheiben damals beschönigend hieß, das Pogrom wurde in aller Öffentlichkeit verübt. Ein brennendes Gotteshaus kann niemand übersehen, berstende Fenster und Türen niemand überhören. Jeder bekommt es mit, wenn Nachbarn drangsaliert, wenn sie an Leib und Leben bedroht werden.
Die antisemitische Hetze, die antisemitische Verfolgung traf Menschen, die im Haus oder der Wohnung nebenan wohnten oder die dieselben Kulturveranstaltungen besuchten, sie traf Arbeitskolleginnen und -kollegen oder Vereinskameraden, sie traf Inhaber von Geschäften, in denen alle kauften, oder Ärzte und Rechtsanwälte, die von allen aufgesucht wurden.
900 jüdische Deutsche wohnten und arbeiteten zu Beginn der 1930er-Jahre in Emden. Sie führten ein ganz normales Leben, ein Leben, von dem heute viele nicht mehr viel wissen. Erst seit Kurzem richtet sich der Blick auch auf das jüdische Alltagsleben vor 1933, das ja ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte der deutschen Jüdinnen und Juden ist. Die jüdischen Emderinnen und Emder gingen Tag für Tag ihrer Arbeit nach und kümmerten sich um ihre Kinder, sie waren mehr oder weniger religiös und mehr oder weniger politisch interessiert – so wie die anderen Emderinnen und Emder auch. Manche Kinder wussten nicht einmal, dass ihre Mutter Jüdin war; viele fühlten sich vor allem als Deutsche.
Dieses normale Leben endete jäh, als die Nationalsozialisten vor gut 84 Jahren, am 30. Januar 1933, an die Macht kamen. Sie fackelten nicht lange, um ihr antisemitisches, die Menschenrechte missachtendes Programm in die Tat umzusetzen. Wer behauptet, anfangs wäre es doch gar nicht so schlimm gewesen, der kennt die Geschichte nicht.
Bereits am 1. April 1933, also zwei Monate nach Machtantritt, fand die erste Boykottaktion gegen jüdische Geschäfte sowie jüdische Ärzte und Rechtsanwälte statt. Auf den Schildern vor jüdischen Geschäften musste jeder Vorbeigehende lesen, ich zitiere: „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“ In den folgenden Jahren nahmen die Diskriminierungen und Verfolgungen der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger immer mehr zu.
Das Novemberpogrom stellte eine weitere, eine ungemein brutale Eskalation dar. Es war ein Fanal. Und es wies bereits auf das kommende Grauen: auf den Holocaust, den unfassbaren Bruch mit jeder Menschlichkeit und Zivilisation.
Wie konnten Menschen ihren Mitmenschen so etwas antun? Wie konnte das geschehen? Warum gab es so wenig, zu wenig Protest und Widerstand? Diese Fragen drängen sich immer wieder auf, sie drängen sich jedem auf, der sich mit den Nazi-Untaten befasst. Es gibt Antworten, gewiss. Aber wir stehen auch immer wieder fassungslos vor dem, was damals geschah, was damals alles geschehen konnte. Die NS-Verbrechen bleiben ein Stachel im Fleisch unserer Geschichte.
Wir haben uns dieser Geschichte gestellt, wir haben uns mit den Verbrechen auseinandergesetzt, die von Deutschen und in deutschem Namen begangen wurden. Vor 64 Jahren, im Dezember 1953, begann mit dem Auschwitz-Prozess eine erste Aufarbeitung des Holocaust.
Deutsche haben sich wieder Achtung erworben, Deutschland hat Vertrauen zurückgewonnen. Und was 1945, unmittelbar nach der Shoah, nahezu undenkbar schien: Es gibt wieder jüdisches Leben in Deutschland. Überlebende kehrten zurück, Jüdinnen und Juden aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks zogen nach dem Fall der Mauer nach Deutschland.
Das ist eine gute Entwicklung, das ist ein Vertrauensbeweis. Doch dieser Vertrauensbeweis, meine Damen und Herren, ist zugleich ein Vertrauensvorschuss.
Deshalb geht mit diesem Vertrauen, mit diesem Glauben an unsere Demokratie und Rechtsstaatlichkeit die Verpflichtung einher, Antisemitismus und Rassismus die Stirn zu bieten, geht die Verpflichtung einher, stets und überall dagegen aufzustehen, wenn Menschen angefeindet werden, weil sie einem anderen Glauben anhängen oder eine andere Kultur pflegen, weil sie anderer Herkunft sind oder anders aussehen.
Das schulden wir den Opfern und ihren Angehörigen; das schulden wir uns allen. Jede Verunglimpfung anderer, jede hasserfüllte Tat ist ein Fleck auf unserer Demokratie. Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung sind einer demokratischen, sind einer humanen Gesellschaft nicht würdig.
Die meisten von uns, die meisten in Deutschland Lebenden denken so. Doch leider, meine Damen und Herren, gibt es immer noch oder schon wieder Unbelehrbare. Antisemitismus ist in unserer Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet. Alte und neue Nazis, ein Teil der Migranten aus arabischen und muslimischen Ländern und auch Deutsche aus der Mitte unserer Gesellschaft bringen sattsam bekannte und längst widerlegte Vorurteile vor. Jede Befragung fördert dies erneut zutage.
Antisemitische Einstellungen spuken nicht nur in den Köpfen, sie manifestieren sich auch in hasserfüllten Taten.
Das ist erschreckend, meine Damen und Herren. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Es liegt an uns, an der Gesellschaft insgesamt wie an den Einzelnen, es liegt an uns allen, dem Antisemitismus den Boden zu entziehen und dafür Sorge zu tragen, dass Andersgläubige und Andersdenkende, dass Minderheiten bei uns geschützt sind. Tun wir das nicht, senden wir ein fatales Signal an Neonazis und Rechtsextremisten. Denn sie wähnen sich bei fehlender Gegenwehr in dem Glauben, sie sprächen für die schweigende Mehrheit oder könnten tun, was sie wollen.
Die Missachtung anderer fängt meist im Kleinen an. Deshalb ist es entscheidend, immer schon den Anfängen zu wehren. Anfänge, das sind dumme Sprüche und blöde Witze, das sind diskriminierende Äußerungen und rassistische Vorurteile. Vor-Urteile, meine Damen und Herren, liegen vor begründeten Urteilen und werden bezeichnenderweise oft von denjenigen geäußert, die kaum oder keinen Kontakt mit Juden oder Fremden haben. Von daher ist es ebenso von entscheidender Bedeutung, Begegnungen zu initiieren und zu fördern [wie die Max-Windmüller-Gesellschaft es seit Jahren tut].
Wohin Vorurteile, Hass und Fremdenfeindlichkeit führen können, das hat unter anderem die Mordserie an Mitbürgern mit Migrationshintergrund gezeigt, die offenbar eine kleine rechte Terrorzelle beging.
Mitmenschlichkeit, Demokratie und Freiheit setzen sich nicht von alleine durch und bleiben auch nicht automatisch erhalten. Sie zu erreichen und zu bewahren, dazu braucht es aufrechte, couragierte Bürgerinnen und Bürger, dazu braucht es ein gesellschaftliches Klima, das Rassismus und Gewalt ächtet.
Und deshalb, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist Gedenken, ist das Bewahren der Erinnerung unverändert wichtig – auch Jahrzehnte danach, auch in einer Gesellschaft, die sich stark gewandelt hat.
Denn Gedenken ist sowohl auf die Vergangenheit wie auf die Gegenwart bezogen. Wenn wir heute an das Novemberpogrom erinnern, dann stellen wir uns unserer Geschichte, dann sorgen wir dafür, dass historische Kenntnisse weitergegeben werden und Erkenntnisse erhalten bleiben. Und gleichzeitig bekunden wir, welche Werte uns wichtig sind. Wir setzen dem Ungeist und den Untaten von damals eine freie, eine humane, eine tolerante Gesellschaft entgegen – eine Gesellschaft, in der alle, ungeachtet ihrer ethnischen oder kulturellen Zugehörigkeit, ihres Glaubens oder ihrer Überzeugung, friedlich zusammenleben können.
Meine Damen und Herren, eine Gedenkstunde setzt ein Zeichen. Deshalb möchte ich allen vielmals danken, die heute dazu beitragen, dieser Stunde einen würdigen Rahmen zu verleihen.
Es freut mich, dass sich das Max-Windmüller-Gymnasium an der Gedenkveranstaltung beteiligt. Ich finde es sehr beeindruckend, wie engagiert sich die Schülerinnen und Schüler mit diesem schwierigen Thema auseinandersetzen. Sie stellen ihre eigenen Fragen, sie suchen ihren eigenen Zugang zu einer Zeit, die für sie lange zurückliegt und die ihnen sehr fremd ist.
Die Verantwortung anzunehmen, die sich aus der Geschichte ergibt, und unsere Werte zu verteidigen, das ist unsere Aufgabe, heute und morgen. Die Geschichte der NS-Zeit macht deutlich, wie schnell unsere Werte zu gefährden sind und wie dünn der Firnis der Zivilisation sein kann. Die Geschichte früherer Epochen und insbesondere der Nachkriegszeit hingegen zeigt uns, dass eine andere Gesellschaft möglich ist und dass es immer wieder mutige Menschen gab, die für Demokratie, Freiheit und Mitmenschlichkeit eintraten.
Gerade der 9. November, dieser Schicksalstag deutscher Geschichte, führt dies eindringlich vor Augen: Steht er doch mit dem Novemberpogrom für ein dunkles und mit dem Fall der Mauer 1989 für ein helles Kapitel unserer Geschichte. Beide Daten rufen uns dazu auf, die Werte zu schützen und zu bewahren, die uns wichtig sind: Menschenrechte für alle und die mühsam errungene Freiheit.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.



Die Aufarbeitung der Exodus-Geschichte geht weiter!


Die Emder Exodus-Juden lassen sich vor dem Grabstein von Moshe Kiperwas fotografieren. Die Aufnahme wurde
wahrscheinlich vor Auflösung des Camps in der Auricher Straße in Emden als Erinnerungsfoto aufgenommen.


Das Foto mit der Gruppenaufnahme auf dem jüdischen Friedhof in Emden erhielt Gesine Janssen,
Vorstandsmitglied der Max-Windmüller-Gesellschaft, vor Kurzem vom Palmach-Museum in Tel Aviv/Israel.
Es zeigt eine Gruppe Emder Exodus-Juden am Grabstein von Moshe Kyperwas, der am 19. Dezember
1947 in Emden an Hirnhautentzündung gestorben ist. Moshe war seinerzeit erst sechzehn Jahre alt.
Er stammt aus Rumänien, hatte den Holocaust überlebt, aber in das ersehnte Israel nicht mehr
einreisen können. Der Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in der Bollwerkstraße in Emden befindet
sich ganz in der Nähe der drei großen Gedenkstelen.


Emder Zeitung vom 28.1.2017

 

 

Am 27.1.2017 im Neuen Theater Emden: Gedenken an die Befreiung von Auschwitz.
Die Schüler Elena Gadow, Steffen Tammen, John Adams, Mirco Abis und Frauke
Huismann von der BBS II Emden haben eine filmische Doku präsentiert:
Aus der Geschichte lernen - Schülerinnen der BBS II Emden treffen die
Auschwitzüberlebende Erna de Vries. Möglich gemacht haben die Produktion
Alfred Weese und Ulrich Scholz von realisation:scholz aus Bremen.
Gefördert wurde der Film vom Internationalen Auschwitz-Komitee.

Emder Zeitung 25.1.2017             Ostfriesenzeitung 28.1.2017