2014 Reise nach Lodz


"Eine Reise nach Lodz"

Die Max-Windmüller-Gesellschaft und die BBS II Emden präsentierten
am 4.2.2014 um 19.00 Uhr in der Kunsthalle Emden
den Vortrag "Eine Reise nach Lodz".
Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 13 der BBS II Emden
berichteten von ihren Erlebnissen und Recherchen in Lodz
auf den Spuren der letzten Juden in Ostfriesland.
Das Projekt wird auf der Homepage www.emden-lodz.de beschrieben.



Antje Zents am Lesepult, Jan Samus am Laptop


Präsentation im Atrium der Kunsthalle Emden am 2. Februar 2014

Vortragende: Ketsarin Premprasert, Antje Zents, Gesa Conring,

Natalja Fertich, Margarita Stumpf, Mathias Boomgaarden, Weronika Palkowska.

Technik: Jan Samus

Musik: Mathis Reinders

Lehrer: Gero Conring


Von links: Gero Conring, Gesa Conring, Ketsarin Premprasert, Natalja Fertich,

Weronika Palkowska, Margarita Stumpf, Mathias Boomgaarden, Dr. Rolf Uphoff


„Podróż do Łodzi“  - „Eine Reise nach Lodz“

1.    Emden
2.    Łódź - Radegast
3.    Łódź – Ghetto
4.    Chełmno
5.    Ausblick

In den Punkten 1 bis 4 werden jeweils die Aspekte Austausch,                                                            Geschichte und Erzählung berücksichtigt.


Emden: Austausch
Wir wollen Sie heute Abend mitnehmen auf eine Reise nach Lodz in Polen - in eine Stadt, die für 122 Ostfriesen vor mehr als 70 Jahren eine Reise in den Tod bedeutete. Eine Reise, die diese Menschen nicht freiwillig angetreten sind, sondern gezwungenermaßen unternehmen mussten.
Dem Emder Bürgermeister Renken war seinerzeit sehr daran gelegen, seine Stadt möglichst früh als „judenfrei“ deklarieren zu können. Als Staatsfeinde fremder Nation klassifiziert sollten die noch in Ostfriesland lebenden Juden aus dem während des Krieges „gefährdeten“ Grenzgebiet entfernt werden. Dies geschah im Oktober 1941. Wir sind diese Reise nach Lodz vom 20. bis zum 27. Mai 2012 angetreten, um Spuren der letzten Juden Ostfrieslands zu finden und um die Orte ihres Leidensweges nachzuvollziehen.
Begleitet wurden wir auf dieser Suche von Schülern der Szkola Europejska Lodz. Im Juni 2013 haben wir diesen Vortrag erstmals in Anwesenheit der Lehrerin Frau Agnieszka Swica und ihrer Schüler gehalten. Frau Swica, die heute nicht hier sein kann, läßt herzlich grüßen. Wir werden sie Anfang März wiedersehen bei unserem nächsten Besuch in Lodz. Den Part der polnischen Schüler werden wir heute übernehmen.                                                                     
Der Vortrag ist so gestaltet, dass wir die historischen Stationen der Reihenfolge nach vorstellen: Emden, der Bahnhof Radegast in Lodz, das Ghetto in Lodz und den Vernichtungsort Chelmno. Bei jedem dieser Punkte werden wir 1. eingehen auf den Schüleraustausch mit entsprechenden Stellungnahmen, 2. auf den historischen Hintergrund und 3. eine Erzählung mit dem Titel „Stationen“, in welcher Gesa versucht hat, die Situation der Deportierten spürbar zu machen.

Emden: Geschichte
Um die Hintergründe der Deportation zu verstehen, muss man bis zu den Ereignissen der Reichspogromnacht am 09./10. November 1938 zurückgehen. Begleitet von Brandstiftungen der Synagogen, Verwüstung jüdischer Geschäfte und Misshandlungen erfolgte die Zerschlagung der Israelitischen Gemeinden. Die NS-Machthaber forcierten die Einziehung jüdischen Vermögens und die „Arisierung“ der jüdischen Unternehmen, zugleich sollte die Auswanderung erreicht werden. Die Zurückbleibenden standen unter Sonderrecht. Sie verloren ihre Wohnungen und mussten seit Anfang 1939 in Gebäude der ehemaligen Israelitischen Gemeinde ziehen.  In Emden waren dies das Rabbinatsgebäude an der „Webergildestraße“, ein Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Valk an der Straße „Zwischen beiden Sielen“, ein Gebäude an der „Boltentorstraße“ und das jüdische Altenheim in der „Claas-Tholen-Straße“.
1938/39 ließen die Behörden im gesamten Deutschen Reich Kennkarten aller Juden anfertigen. Eine dieser Karten zeigt die Emderin Amalie van der Wyk, für die im Juni 2013 in Klein-Faldern ein Stolperstein verlegt worden ist. Amalie van der Wyk gehört zu der Gruppe der 122 Deportierten. Die Kennkarte haben wir bei Recherchen im Staatsarchiv Aurich gefunden. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die deutschen Juden als Reichsfeinde eingestuft. Im Frühsommer 1940 kam es zur Ausweisung der in den „Judenhäusern“ lebenden Familien nach Frankfurt, Berlin und anderen Städten mit großen jüdischen Gemeinden. In Emden blieben die Bewohner des jüdischen Altenheims zurück. Am 18. Oktober 1941 wurden die letzten jüdischen Bürger aus Norden und Aurich zum jüdischen Altenheim in die Class-Tholen-Straße nach Emden gebracht.  Fünf Tage später begann die Deportation in Richtung Polen.
Am 23.10. verließ der Zug der Deportierten die Stadt Emden in Richtung Osten.

Emden: Erzählung von Gesa Conring
Emden, Bahnhof West, 23. Oktober 1941, 12.04 Uhr, -3°C
Mit einem Ruck setzte der Zug sich in Bewegung und Sara Valk musterte die Menschen, die sich am Bahnhof versammelt hatten, mit kundigem Blick. Die Polizei hatte alle angewiesen, die Vorhänge der Fenster geschlossen zu halten, doch Sara spähte durch einen kleinen Schlitz hindurch nach draußen. „Riekchen, ist das nicht der kleene Eiko?“, fragte sie die alte Rebekka, die mit zusammengekniffenen Lippen dasaß und auf ihre Hände hinabstarrte, die sie im Schoß gefaltet hatte.
Sie blickte auf, schob den Vorhang ein Stück zur Seite und erhaschte einen letzten Blick auf den jungen Mann mit dem hochgeschlagenen Mantelkragen, der auf seine Stiefelspitzen hinabsah, und nicht, wie alle anderen Anwesenden, laut schrie, lachte oder die Faust nach dem anfahrenden Zug schüttelte.  Sie nickte nur stumm, bevor sie den Blick wieder senkte und ihre Hände weiterhin betrachtete. Neben Sara und Rebekka Valk saßen einige Norder Juden in dem Abteil mit den harten, ungemütlichen Holzbänken.
„Sara, ist ja gut“, bemerkte eine Frau und tätschelte einer anderen, die zum wiederholten Male heftig hustete, den Arm. Sie seufzte. „Allzu lange kann die Fahrt nicht dauern. Wenn wir da sind, wird alles wieder gut werden. Wo auch immer das sein wird.“ Ihre Stimme wurde immer leiser, bevor sie sich müde zurücklehnte und die Augen schloss. Keiner der Anwesenden wusste, wie falsch Lina Altgenug mit ihren Vermutungen lag.

Łódź – Radegast: Austausch
Als erste Station unserer Recherchen besuchten wir die Gedenkstätte Radegast. An diesem Ort befand sich im Oktober 1941 der Bahnhof, an welchem die deportierten Juden aus Westeuropa den Zug verließen, um zu Fuß in das Ghetto in der Innenstadt von Lodz zu gehen. Es ist erstaunlich, wie erdrückend monumental ein Denkmal sein kann. Dieser sich immer weiter verengende Tunnel aus purem Beton ist auf der einen Seite beängstigend, auf der anderen allerdings auch von ganz eigener Schönheit. Auch die vielen, größtenteils verblassten Deportationslisten, an erster Stelle die Liste des Emder Transportes, geben ein eindringliches Bild von den damaligen Zuständen.
Gedenkstätte Radegast: Es fühlt sich unbehaglich an, in dem langen, schlichten Gang zu stehen, an dessen Wänden in großen Ziffern Jahreszahlen und Schautafeln mit Listen und Fotos angebracht sind. Die Listen der nach Lodz deportierten Juden erscheinen endlos: Man überfliegt ganze Seiten, behält nur noch Besonderheiten im Gedächtnis. Wie muss es gewesen sein, nach einer endlos langen Fahrt in kalten, ungemütlichen Waggons in Radegast angekommen zu sein, aus dem Wagen zu stolpern, die wenigen Habseligkeiten eng an die Brust gepresst? Kniff der eisige Wind einem in die Wangen? Oder lief der kalte Regen einem über Gesicht und Körper? So viele Fragen. Die lnformationstafeln geben einige Antworten, die meisten Fragen bleiben.

Łódź – Radegast: Geschichte
Im September 1941 ordnete Hitler die Deportation aller Juden aus dem Reichsgebiet an. Als ein Ziel der Deportationen wurde das Ghetto in Lodz festgelegt. Benannt nach einem preußischen General trug sie seit dem 01. April 1940 den Namen „Litzmannstadt“. Die große jüdische Minderheit der Stadt lebte seit dem 15. April 1940 in einem Ghetto, das neben dem von Warschau das größte Ghetto im besetzten Polen war. Ab Oktober 1941 erfolgte der Zustrom der deportierten Juden aus dem damaligen Reichsgebiet.
Im November 1941 lebten im Ghetto ca. 200.000 Menschen in drangvoller Enge und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Am 18. Oktober 1941 wurden die letzten jüdischen Bürger aus Norden und Aurich zum jüdischen Altenheim nach Emden gebracht. Vier Tage später begannen die Deportationen in Richtung Polen. Am 23.10. verließ der Zug der Deportierten die Stadt Emden, um in Berlin an den von dort abfahrenden Deportationszug mit 912 Menschen angehängt zu werden. Nach zwei Tagen Bahnfahrt erreichten die Ostfriesen den Bahnhof von Radegast im Süden der Stadt Lodz. Bei -5°C mussten die betagten Menschen in einem mehrstündigen Marsch die Distanz bis in das im Zentrum gelegene Ghetto zurücklegen.Umgehend wurde eine Liste angelegt, in welche alle Deportierten mit Namen, Geburtsjahr, Beruf und Wohnort im Ghetto aufgenommen wurden. Bis Anfang 1942 wurden die im Ghetto Verstorbenen mit Todesdatum in der Liste vermerkt. Die Toten wurden auf dem großen jüdischen Friedhof in der Nähe von Radegast beigesetzt.

Łódź – Radegast:  Erzählung von Gesa Conring

Lodz, Bahnhof Radegast, 25. Oktober 1941, 8.13 Uhr, -5°C
Als der Zug zum Stehen kam, verstummten alle Gespräche. Die Türen der Waggons wurden aufgerissen und uniformierte Männer wiesen die Juden an, hinauszukommen und ihr Gepäck auf Handkarren zu verladen. Der Weg ins Ghetto sei zu weit, um es zu tragen. „Ghetto?“, fragte Sara Schulenklopper in die entstandene Stille hinein, bevor sie ein weiterer Hustenanfall schüttelte. Zitternd, humpelnd und vom langen Sitzen merkwürdig steif verließen die letzten Juden Ostfrieslands die Waggons, ihre wenigen Habseligkeiten eng an die Körper gepresst. Vereinzelte Schneeflocken wehten ihnen in die Gesichter, setzten sich auf Mänteln und Mützen und bildeten dort bald eine feine Decke, die nicht wärmte. „Wo sind wir hier?“, wandte sich Lazarus Altgenug, ein ehemaliger Schlachter aus Norden, an einen der Männer. Dieser musterte den alten Mann einige Augenblicke lang, als würde er mit sich selbst darüber hadern, ob er antworten sollte. „Litzmannstadt“, antwortete er schließlich knapp und wandte sich ab. Lina Altgenug fasste ihren Bruder Lazarus am Arm und zog ihn mit sich, als dieser ansetzte, etwas zu erwidern. „Los, pack deine Sachen hier hinauf“, wies sie Lazarus an und stellte ihr Bündel mit auf den Handkarren, auf dem bereits die Habseligkeiten von Frieda Schönthal und den Schulenkloppers lagen. Lina hatte schon davon gehört, dass es im Osten Ghettos für Juden gab und doch hatte sie nie gedacht, dort selber einmal hinzugelangen und dort leben zu müssen. Der Weg vom Bahnhof hin zum Ghetto war etwa 6 Kilometer lang. Früher, als sie jung gewesen waren, hätten sie alle diesen Weg in zügigem Tempo hinter sich bringen können. Nun jedoch, alt und geschwächt wie sie waren, brauchten sie länger. Die Kälte biss ihnen in Finger, Wangen und Nasen, die Nässe der schlammigen Straße drang in ihre Schuhe ein und machte ihnen das Laufen noch schwerer, während sie die Handwagen mit ihren wenigen Habseligkeiten hinter sich herzog.



Łódź – Ghetto: Austausch
Wir besuchten das Staatsarchiv in Lodz, um dort den Weg der letzten Emder Juden zu verfolgen. Wir haben viele Postkarten gefunden, wobei die Schrift nicht immer leserlich war. Viele haben über Hunger in den Gettos berichtet, andere fragten ihre Angehörigen um Geld und wiederum andere beruhigten sie, indem sie schrieben, dass sie gesund wären.
Doch alle waren voller Hoffnung, denn sie erwarteten eine Antwort, die nicht kommen konnte, weil die Deutschen die Karten nicht weitergesendet hatten. lch finde es bemerkenswert, dass viele doch versucht haben, ihre Angehörigen zu beruhigen, obwohl wir wissen, wie die Umstände in den Ghettos waren.

lm Staatsarchiv Lodz haben wir mit unseren polnischen Austauschschülern Postkarten von jüdischen Opfern gelesen. Diese Postkarten waren eigentlich gedacht für Bekannte oder Familienangehörige, doch die Briefe wurden nur eingesammelt und kamen nie an. Eine Postkarte war verfasst worden von einer Frau Wagner, die lhren Bekannten erzählte, dass Sie lhren langjährigen Freund heiraten wird, einen Tag nach der Hochzeit schrieb der Ehemann von der Hochzeit.

Viele Postkarten waren von den Nazis als ,,unzulässig" gekennzeichnet, da sie wahrscheinlich inhaltlich zu viel von den wahren Lebensbedingungen erzählten. Die meisten Briefe waren jedoch voller Hoffnung und Bitten, nach Antwort, aber auch nach Geld und Essenspaketen. Man liest, spricht und hört viel von der Zeit der Judenverfolgung. Doch wenn man direkt an dem Ort der Tat steht, wird einem erst richtig bewusst, was in dieser Zeit geschah. Es bleibt ein Gefühl von Trauer, Schrecken und Unverständnis.

Łódź – Ghetto: Geschichte
Die Neuankömmlinge betraten eine ihnen völlig fremde Welt. Das Ghetto Lodz hatte seit seinem Aufbau eine interne jüdische Verwaltung erhalten. An deren Spitze stand „der Älteste der Juden im Getto Litzmannstadt“ Chaim Rumkowski. Er befehligte unter anderem eine jüdische Ghetto-Polizei. Im Ghetto existierte auch ein eigenes Ghettogericht. Die Verteilung der wenigen Lebensmittel, die medizinische Versorgung und das Sozialwesen musste durch das Ghetto organisiert werden. Es gab auch eine separate Ghetto-Feuerwehr. Die Deutschen hatten eine „Ghettoverwaltung“ unter der Leitung des aus Bremen stammenden Hans Biebow errichtet.
Man lieferte meist qualitativ minderwertige Lebensmittel in das Ghetto. Zur Finanzierung dieser Lieferungen übernahm das Ghetto Arbeitsaufträge von Wehrmacht, zivilen Behörden und privaten Unternehmen. Die deutsche Ghettoverwaltung erwirtschaftete aus der Produktion einen erheblichen Gewinn.
Rumkowski hoffte, das Überleben durch die Unverzichtbarkeit der Produktion in Kriegszeiten zu sichern. Dafür war er bereit, Teile der Bewohner zu opfern. Besonders alte Menschen über 65 und Kinder unter 10 Jahren wurden mittels einer sogenannten „Sperre“ im September 1942 in den Tod nach Chelmno geschickt. Von 122 aus Emden Deportierten verstarben bis Februar 1942 26 Personen an Unterernährung und verschiedenen Krankheiten.

Im Staatsarchiv Lodz haben wir Schüler ca. 11000 Postkarten gesichtet, welche von Bewohnern des Ghettos geschrieben worden sind. Keine diese Karten ist jemals abgeschickt worden – deutsche Dienststellen haben alle Nachrichten mit bürokratischer Gründlichkeit gesammelt und archiviert. Nach anfänglich vergeblichem Suchen fanden wir fünf Postkarten aus dem Altersheim in der Gnesener Straße 26. Sara Hartog aus Aurich, Lazarus Altgenug aus Norden, Julius Goldschmidt und Aaron van der Walde aus Emden haben Anfang Januar 1942 nach ihrem Umzug in das Altersheim an Freunde und Familienmitglieder geschrieben. Sie alle berichten sehr wahrscheinlich mit bewusster Zurückhaltung, dass es ihnen gut gehe, sie sich bedanken für Geldzuwendungen und dass sie um weitere Anweisungen bitten. Viele andere Schreiber äußern ihre Verwunderung darüber, dass keine Antworten auf ihre Schreiben erfolgen, was unter den beschrieben Umständen ja auch nicht möglich war.
Die folgenden drei Biographien haben wir im Verlauf des letzten Schuljahres im Staatsarchiv Aurich, im Stadtarchiv Emden, im Internet und in der Literatur recherchiert.

Lazarus Altgenug aus Norden
Lazarus Altgenug wurde am 8.12.1869 in Norden als Sohn von Levy Altgenug und Bertha Wolf in der Hindenburgstr.74 (heute Neuer Weg) in Norden geboren. Wie sein Vater erlernte Lazaraus den Beruf des Schlachters. Seit dem 19.5.1921 wohnte er mit seiner Schwester Lina und seinem Bruder Wolff in der Sielstraße 23. Die sieben Geschwister von Lazarus Altgenug waren Wolff, Moses, David, Josef, Carl, Lina und Jakob.
Joseph Arnon, ein Enkel von Joseph Altgenug, berichtet über die Familie in der Sielstraße 23 in Norden und über seinen Großonkel Lazarus: „Onkel Wolff Altgenug hat die Pakete ausgeliefert, die von Onkel Lala (Lazarus Altgenug) laut Bestellung der Kunden vorbereitet waren. In der Sielstraße 23 wurde die Ware in zwei Ladenbereichen verkauft: In dem einen Ladenbereich wurde das Koscher-Sein der Fleischwaren (Kalb, Rind, Schaf) unter gelockerten Richtlinien beachtet. Es gab frische und geräucherte Mettwurst, Knackwurst, Teewurst, Sülze, alles ohne Schweinefleisch. Im zweiten Ladenbereich, abgetrennt  vom vorher erwähnten, haben sie nicht koschere Fleischwaren verkauft. Kunden waren Nichtjuden und Juden, die zwar Wert auf Qualität legten, aber nicht unbedingt koscher einkaufen wollten.“
Am 16. April 1940 berichtet der Landrat  aus Norden dem Regierungspräsidenten in Aurich, dass im Kreis Norden noch elf Juden wohnhaft seien und zwar in der Sielstraße 23.
Die mit dem 4.1.1942 datierte Postkarte, die wir im Staatsarchiv Lodz entdeckt haben, schrieb er an seinen Bruder Josef Altgenug in Hannover mit dem Absender: Lazarus Altgenug, Litzmannstadt, Altersheim, Gnesener Str.26. Zu diesem Zeitpunkt war Lazarus Altgenug 72 Jahre alt.
Der Inhalt der Postkarte lautet:
„Lieber Josef, weshalb schreibst du nicht? Hoffentlich bist du gesund! Ich muss einige Tage im Bett bleiben, habe leider dicke Füße und einen Bronchialkatarrh. Hoffentlich geht es bald besser. Mach es mit deinem Brief, wie du es immer in Norden gemacht hast. Viele Grüße. Dein Lazarus.“
Joseph Altgenug, an den die Postkarte gerichtet ist, starb am 16. 1. 1942 im Israelitischen Krankenhaus in Hannover an "Altersschwäche". Ende März 1940 war er dorthin gezogen. Selbst unter normalen Zustellungsbedingungen hätte die Karte den Bruder wohl nicht mehr zu Lebzeiten erreicht.

Sara Hartog aus Aurich           
Sara Hartog wurde am 05.02.1875 in Aurich als Tochter von  Phillip Gottschalk Hartog  und Rahel Cosmann Hoffmann geboren. Ihre sechs Geschwister waren Riwka, Jettchen, Henni,  Kossmann, Gelli und Hermann. Vor der Deportation war Sara Hartog wohnhaft  in der Wallstraße 46 in Aurich.
Die mit dem Datum 1.1.1942 datierte erste Postkarte wurde adressiert an: Frau Emmy Wolffs, Varel i. Oldenburg, Schüttingstr.13. Dort befand sich das jüdische Altenheim. Der Absender lautet: Sara Hartog, Litzmannstadt Ghetto, Gnesenerstr.26, Altersheim. Im Januar 1942 war sie 67 Jahre alt.
Der Inhalt der Postkarte lautet:
„Liebe Familie Wolffs! Ihre Karte haben wir gestern erhalten, ebenso die 32 Mark, die Herr Wolffs uns schickt. Wir haben uns sehr damit gefreut und sagen unseren besten Dank dafür. Hoffentlich geht es Ihnen allen gut. Wir sind soweit auch gesund. Nur Oskar hatte vorige Woche einen Herzanfall, ist aber Gott sei dank schnell vorüber gegangen.
Mit Rosa bin ich immer zusammen, auch hier im Altenheim. Auch sie ist gesund. Sehr leid tut es uns, dass Adelheid C. und Frau Haag so krank sind. Ich wünsche beiden von Herzen gute Besserung. Frau Maiberg ist heute zu ihrem Mann gegangen. Herr Weinberg ist hier bei uns. Seine Schwester ist auch fort. Nun seien Sie, liebe Frau Wolffs, recht herzlich gegrüßt von Ihren Geschwistern Hartog. Bitte Adolf Wolffs und Mutter zu grüßen. Ihre Geschwister Hartog.“

Aaron van der Walde aus Emden
Aaron van der Walde wurde am 18.03.1869 in Emden als Sohn von Abraham Aaron van der Walde geboren. Seine Geschwister waren Nathan, Joseph, Simon und Jutta. Jutta war mit dem katholischen Bäckermeister Arnold Leufgen verheiratet. Sie betrieben in der Boltentorstraße 52 eine Bäckerei.
Aaron hat eine zeitlang in dem Haus nebenan gewohnt. Er war verheiratet mit Paula, geb. Hess. Aaron war von Beruf Schlachter und 1937 „Kleinrentner“. Das Ehepaar wohnte 1937 in der Wolthuser Straße 22. Im Jahr 1938 wohnten sie in der Osterstraße 26.
Bäckermeister Louis Wolff schreibt am 19.4.1939 aus Emden in einem Brief an den nach Palästina emigrierten ehemaligen Emder Landesrabbiner Dr. Samuel Blum:
„Hier in Emden hat sich sehr Vieles verändert. In Ihrer Wohnung wohnt jetzt Herr Simon Pels unten und oben Familie Jakob van der Walde. Die Gebrüder Hart sind nach Holland verzogen, die Gemeinde hat das Haus gepachtet. Es wohnen dort Lehrer Gottschalk, Aron van der Walde und Familie Polak. In der jüdischen Schule sind untergebracht: Ihno Rose, Arthur Gans, Sanne und Ella van der Walde. In dem Igler‘schen Haus wohnen die Geschwister Joseph van der Wyk, Witwe Seligmann aus Woquard und Lazarus Visser. Also Sie sehen, das reinste Ghetto.“
Die undatierte Postkarte schrieb Aaron van der Walde an Cecilia Hes in Berlin Schöneberg mit dem Absender: Aaron van der Walde, Litzmannstadt Getto, Gnesener Str.26, Altersheim, Abtl. Emden. Aaron van der Walde wird 73 Jahre alt gewesen sein.
Der Inhalt der Postkarte lautet:
„Wir bestätigen Euch den Empfang Euers Geldes, Paula und Aaron.“

Łódź – Ghetto: Erzählung von Gesa Conring
Lodz, Ghetto, Gnesener Straße 26, 1. Dezember 1941, 14.49 Uhr, -1°C
Es schneite an dem Tag, an dem die letzten Juden aus Ostfriesland ihre provisorische Unterkunft verließen und in der Gnesener Straße 26 untergebracht wurden, ein Haus, das für die nächsten Monate ihr Zuhause werden sollte. Als sie die schmale Treppe hochstiegen, schwer atmend und ächzend, befürchteten sie das Schlimmste, doch erwarteten sie in den Zimmern, die sie sich immer mit sechs bis zehn Personen teilten, Betten, Tische und einige wackelige Stühle.
Diese Zustände waren natürlich nichts im Vergleich zu der Heimat an der Nordseeküste, die sie hinter sich lassen mussten, doch hatten die ostfriesischen Juden sehr schnell gelernt, auch den kleinsten Luxus anzuerkennen und mit ihm zufrieden zu sein. Stumm setzte Lina Altgenug sich auf eine der Holzpritschen, die ihr, wenn sie auf das notdürftige Lager, das ihr in den letzten Wochen als Schlafstätte gedient hatte, wie ein enormer Reichtum erschien.  Sara Schulenklopper war vor einigen Tagen gestorben, sie war ihrer Lungenentzündung erlegen.
Zuerst war ihr Fieber immer weiter gestiegen und ihr Atem ging röchelnd und quälend. Selbst der Arzt, den man bestellt hatte, war nicht mehr in der Lage gewesen, Sara zu helfen. Nun fühlte Lina sich noch etwas einsamer, noch etwas verlassener als zuvor. Sie hatte Sara von jüngster Kindheit an gekannt und hatte nun das Gefühl, dass ihre Heimat und ihre Vergangenheit ihr immer mehr entrissen wurde: Zuerst hatte sie von Zuhause fortgemusst, ihre ganzen persönlichen Gegenstände dort lassen müssen und nun verließen sie auch noch die Menschen, die ihre Erinnerungen lebendig gehalten hatten.
Lazarus hustete, als er sich neben Lina setzte. Er hatte keine Lungenentzündung, wie Sara sie gehabt hatte, sondern einen Bronchialkatarrh. Der Arzt hatte ihm geraten, sich mit Apfelessig getränkte Wickel auf die Brust zu legen.
Lina hätte es ebenso getan, sie kannte dieses alte Hausrezept. Doch das Problem war, dass es so etwas wie Essig im Ghetto nicht gab. Ebenso wenig wie frisches Brot, Obst, Gemüse, Fleisch, Tee oder Zucker.
Allein Kaffee gab es, eine wässrige, dunkle Brühe, die ein jeder gierig trank, um jedenfalls kurzzeitig die Kälte aus dem Körper zu vertreiben. „Ich werde bald an Joseph schreiben, damit er uns Geld schickt“, erklärte Lazarus seiner Schwester und diese nickte zustimmend. „Die Lebensmittelmarken reichen nicht, ich will Hala bitten, uns etwas zu Essen zu besorgen.“
Da die Lebensmittel im Ghetto knapp waren, wurden an jeden Marken verteilt, die es ihm erlaubten, eine gewisse Menge an Nahrungsmitteln zu erwerben. Da diese Menge allerdings sehr klein war, blühte der Schwarzmarkt. Hala war die junge Krankenschwester, die sich um die Alten in der Gnesener Straße 26 kümmerte und immer bereit war, ihnen behilflich zu sein. Sollte Joseph Geld schicken, würde Hala dafür Brot kaufen können, vielleicht sogar ein Fläschchen Essig, mit dem Lazarus‘ Husten zu lindern wäre.

Chełmno: Austausch
Wir fuhren von Lodz eine gute Stunde mit dem Bus nach Chelmno. Auf der Hinfahrt war die Stimmung gut. Die Musik war laut, es wurde viel geredet und gelacht. Dies änderte sich als wir im Vernichtungslager ankamen. Außer ein paar Gebäuden, einer Schotterfläche und ein paar Grundmauern war an diesem Ort nicht viel zu sehen, dachte man. Als aber der dortige Ausgrabungsleiter anfing zu erzählen und von den Gräueltaten berichtete, welche an diesem Ort verübt wurden, verschlug es einem die Sprache.
Er berichtete von 240000 ermordeten Menschen, von kaltblütiger Planung und Durchführung. 240000, eine Zahl, die keinen Platz zur Betrachtung von Einzelschicksalen lässt, glaubt man. Wir sahen ein lnterview von einem der nur fünf Überlebenden. Der Mann erzählt von seiner Arbeit im Lager. Wie er als 13-jähriger Zahngold von Zähnen oder von Kieferresten trennen musste und dass er die Kleidung von Tausenden sortieren musste.
Dabei fielen ihm eines Tages die Papiere seiner eigenen Mutter in die Hände und nun musste er sich als 13-jähriger vorstellen, wie seine Mutter im Gaswagen verzweifelt um ihr Leben kämpfte, ihr Leichnam gerade wenige Kilometer weiter verbrannt wird, ihre Knochen gemahlen und als Düngemittel verkauft wurden. Es läuft einem wirklich eiskalt den Rücken hinunter.

Am letzten Tag unserer Studienreise haben wir die Gedenkstätte in Chelmo besucht. Dieser Besuch, der hat mich wirklich berührt. lch wusste zwar schon davon, was für schreckliche Sachen mit Menschen gemacht worden sind, aber wenn man vor Ort ist und auch nochmal alles erzählt bekommt, hat man die Bilder des Schreckens vor Augen und man ist einfach schockiert. Es ist widerlich, was die Menschen gemacht haben. Wir sind außerdem zu den Massengräbern gefahren. Dort haben wir sogar Menschenknochen gefunden, die eigentlich wie kleine, weiße Steine aussehen. Die Fahrt nach Lodz war eine gute aber auch eine schockierende Erfahrung. Den Besuch in Chelmo werde ich mit Sicherheit nie vergessen.

Chełmno: Geschichte
Die Verantwortlichen in der SS planten keine dauerhafte Vergrößerung des Ghettos. Mit dem Aufbau des Vernichtungslagers Chelmno (Kulmhof) war das Ziel deutlich - die Ermordung der Juden. Im Lager Chelmno, etwa 75 km nordöstlich von Lodz in einem Wald gelegen, wurde ab November 1941 mit der Ermordung der Ghettobewohnern von Lodz mit drei Gaswagen begonnen. 
Pro Tag konnten 300 Menschen getötet werden. Die jüdische Verwaltung des Ghettos wurde aufgefordert, Listen von Arbeitsunfähigen und von Personen, die aus dem Reichsgebiet eingewiesen worden waren, anzufertigen. Diese „Ausgesiedelten“ wurden bis zum letzten Augenblick über ihr Schicksal getäuscht. Die Deportierten aus Ostfriesland fielen der Vernichtung im Mai und Juni 1942 zum Opfer.

Chełmno: Erzählung von Gesa Conring
Lodz, Ghetto, Gnesener Straße 26, 11. Mai 1942, 8.26 Uhr, 7°C
„Und wohin genau bringen sie uns?“, fragte Johanna Philipson ihren Mann Luis, während sie eilig ihre Habseligkeiten in einen Koffer packte. „In ein Arbeitslager, sagst du?“ Luis nickte bedächtig. „Ja, das hat man mir gesagt. Aussiedlung steht auf der Bekanntmachung.“ „Ich verstehe aber nicht, was für Arbeiten wir verrichten sollten“, erwiderte Johanna und wies auf die anderen Alten, die sich das Zimmer mit dem Ehepaar Philipson teilten und ebenfalls ihre Koffer und Bündel packten. „Pass auf, dass du nicht zu viel einpackst“, warnte Luis seine Frau. „Es heißt, man dürfte nur 12 Kilogramm an Gepäck mitnehmen.“  „Weshalb das?“, mischte sich Else Gossels ein, von ihrem Rucksack aufblickend. „Wir brauchen unsere Sachen doch, was sollen wir denn ohne Kleidung dort?“
„Ich habe von Adam gehört“, meldete sich Joseph ten Brink zu Wort, „dass alle, die ausgesiedelt werden, ihre Sachen noch am Bahnhof zurücklassen müssen.“ „Adam! Der redet viel, wenn der Tag lang ist!“, schnaubte Luis. „Er arbeitet doch in Radegast und als ich ihn gestern am Brunnen getroffen habe, hat er geschworen, er hätte gesehen, wie Waggons voller Kleidung, Koffer und Schuhe ankamen. Die müssen doch irgendwo herkommen, nicht?“ Joseph ließ sich nicht beirren. „Ich weiß nicht, was mit uns geschehen wird, aber ich kann euch allen mit Sicherheit sagen, dass es nichts Gutes ist!“
Bahnhof Kolo – in der Nähe von Chelmno, etwa 70 km von Lodz entfernt, 11. Mai 1942, 17.31 Uhr, 15°C
Sara Hartog schaute blinzelnd in den blauen Himmel. Es erschien ihr immer noch so unwirklich, dass sie das Ghetto verlassen hatte. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass der Winter vorbei war und nun ein warmer Sommer vor ihr lag, in dem sie in einem Arbeitslager arbeiten sollte. Sicher, das waren keine sehr angenehmen Aussichten, aber sie waren allemal besser als weitere Monate in einem kalten, feuchten Haus zu verbringen, in dem es weder Heizung noch richtiges Essen gab.
Sara schulterte ihren Rucksack und folgte den anderen, die bereits auf Lastwagen saßen.
„Glaubt mir, das hier wird noch böse enden!“, brummte Joseph ten Brink, als Sara sich neben ihn setzte und der Lastwagen schließlich anfuhr. „Jetzt sei doch still, du machst uns allen nur unnötig Angst!“, herrschte Lazarus Altgenug ihn an, bevor er sich die schmerzenden Knie rieb. „Es wird alles gut werden, ganz sicher.“ Sara griff nach der Hand ihrer Freundin Rosa Wolff und drückte sie fest. „Ich habe es dir doch gesagt, Rosa“, stellte sie fest. „Alles wird gut.“ Wohlwollend sah Sara sich die hügelige Landschaft an. Alles sah so friedlich aus, man konnte keine bösen Gedanken bei diesem schönen Wetter hegen.
Da blieb ihr Blick an einer dunklen Rauchsäule hängen, die aus einem weit entfernten Waldstück zu kommen schien. „Seht ihr das?“, wandte sie sich an die anderen. „Was ist das?“ Lina Altgenug legte nachdenklich den Kopf schief. „Scheint so, als ob dort eine große Fabrik ist, meint ihr nicht?“, meinte sie und zog sich den Schal fester um den dürren Hals, da der Wind recht kühl war. Alle nickten zustimmend.
Ja, das würde es wohl sein. Sara Hartog musste plötzlich an ihre Kindheit in Aurich denken, an die warmen Sommertage, an denen sie mit ihrer Mutter draußen gesessen und gestrickt hatte, an die langen Abende, an denen sie mit ihren Geschwistern auf dem Teppich gesessen und Brettspiele gespielt hatte und an die klaren Morgen, an denen sie ihre kleine Schwester Henni an die Hand genommen hatte, während sie Milch geholt hatten.
Und in dem Moment wünschte Sara sich, wieder zuhause zu sein. Nicht nur, weil sie dort ein Haus hatten, sondern auch, weil dort alles einmal gewesen war, was ihr lieb und teuer war: Ihre Familie, ihre Freunde. Dort wusste sie, was sie erwarten würde, wenn sie das Haus verließ.

Ausblick

Der Wechsel in unserem Vortrag zum Schüleraustausch kann als Bruch, als unverständlich, als nicht angemessen gesehen werden. Und genau das haben auch wir gefühlt – umso mehr war für uns der Wechsel zu gemeinsamen Unternehmungen, zum freundschaftlichen Umgang miteinander eine Möglichkeit, mit dem Unfassbaren umzugehen.
Mit einer Fülle von Eindrücken sind wir im vergangenen Jahr aus Lodz zurückgekehrt. Wir, das sind siebzehn Schülerinnen und Schüler des beruflichen Gymnasiums der BBS II Emden.
Neben den Eindrücken von den letzten Lebensstationen der ostfriesischen Juden nahmen wir teil am Unterricht der Europäischen Schule Lodz (Szkoła Europejska Łódź). Die Deutschlehrerinnen Agnieszka Swica organisierte den Austausch in Lodz. Neben der Erfahrung in der polnischen Schule standen eine Reihe von sportlichen Veranstaltungen auf dem Plan, unter anderem eine mehrstündige Kanufahrt in teilweise wildem Gewässer.

Während des Austauschprogramms fuhren wir unter anderem zum Bahnhof Radegast und zum jüdischen Friedhof. Wir gingen ins Archiv, um nach Spuren der Juden aus Emden zu suchen. An einem Tag begaben wir uns nach Chelmno, wo das Vernichtungslager war. Wir hatten auch gemeinsam Deutschunterricht. Polnische Schüler lasen deutsche Zungenbrecher und die Deutschen lernten polnische Sätze. Den Unterricht zu Stereotypen in den Verhaltensweisen der beiden Nationen fand ich sehr interessant. Eines Abends machten wir zusammen ein großes Lagerfeuer außerhalb der Stadt, wir aßen und spielten Volleyball. Den ganzen Austausch finde ich Klasse!
Das Ziel des Austausches war es, zusammen mit den Schülern aus Deutschland lnformationen über die Juden aus Emden zu finden. Deswegen gingen wir alle z.B. ins Archiv, um nach Postkarten der deutschen Juden zu suchen. Wir besichtigten auch Lodz und alle Plätze, die mit der jüdischen Geschichte verbunden sind. Am Ende des Austausches fuhren wir nach Chelmno, wo sich im 2.Weltkrieg eine Todesfabrik befand.
Außerdem lernten wir einander besser kennen. lch freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, mit ausländischen Schülern zu sprechen und vielleicht auch neue Freundschaften zu schließen.

Zum Abschluss dieses Schüleraustausches haben wir die Insel Baltrum besucht und haben  unseren polnischen Freunden mit dem Rückmarsch zum Festland nach Neßmersiel eine bleibende Erinnerung an Ostfriesland beschert.

Am 11. März 2014 fahren wir wieder nach Lodz, um unsere Forschungen im Staatsarchiv fortzusetzen. Wir wünschen Ihnen allen einen guten Nachhauseweg und hoffen, dass mit den letzten Bildern der Begegnung ein wenig Licht die düstere Vergangenheit, von der wir an diesem Abend berichtet haben, überstrahlt.